Grafschafter Nachrichten, 19. September 2012
Von Jörg Leune – Neuenhaus. „Als 1972 mit einfachen Pfeifen und Trommeln begonnen wurde, hat noch keiner für möglich gehalten, dass dieser Verein eines Tages eigene Konzerte veranstalten könnte und heute sogar ein großes Werk der klassischen Musik aufführen würde.“ So las man es am Samstagabend in der Neuenhauser Aula im Programmheft zum Jubiläumskonzert der BSV-Spielleute Uelsen.
Das Konzert mit dem Hauptwerk, Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“, bildete den Abschluss eines achtstündigen Workshop-Tages, für den es Leiter Jan Mons gelungen war, ein hochkarätiges Dozentenensemble einzuladen. Dazu gehörten die fünf Mitglieder des Leipziger Querflötenensembles „Quintessenz“, Gudrun Hinze und Anna Garzuly vom Gewandhausorchester, Ute Günther und Christian Sprenger vom MDR-Sinfonieorchester, Bettine Keyßer von der Staatskapelle Halle. Aus Lübeck waren Matthias Krohn und Andreas Schwarz gekommen, die gemeinsam das „German Marimba Duo“ bilden. Sie alle wirkten auch am Abend im Abschlusskonzert mit. „Quintessenz“ hatte am Abend zuvor in Emlichheim konzertiert.
Mons hatte die „Bilder einer Ausstellung“ in der Form eines Concerto grosso arrangiert. Die knapp 40 Mitglieder des Spielleute-Orchesters musizierten die Promenaden, Bydlo (den Ochsenkarren) und gemeinsam mit den Solisten das abschließende „Große Tor von Kiew“. Die Ausführung der übrigen Bilder übernahmen „Quintessenz“ und das „German Marimba Duo“, das bereits eine CDAufnahme des Gesamtwerkes produziert hat.
Insgesamt hinterließen die „Bilder“ einen überwältigenden Eindruck. Die Spielleute folgten Mons’ Dirigat äußerst aufmerksam, akzentuierten die Taktwechsel in der „Promenade“ sicher, verliehen dem „Ochsenkarren“ eindringliche Dramatik und gestalteten das Finale kräftig mit. Krohn und Schwarz formten auf ihren fünfoktavigen Marimbas den Klaviersatz des Werkes kongenial und atemberaubend. „Quintessenz“ spielte seine Sätze farbenreich und wunderbar abgestimmt. Rahel Deters führte das Publikum mit anschaulichen Erläuterungen gekonnt durch die musikalische Bilderwelt.
Der Abend wurde von den Spielleuten mit „Carnaval de Paris“ eröffnet. Die Ausführung zeigte das gewohnt hohe Niveau des Orchesters, das im vorangegangenen Workshop noch einen letzten Schliff erhalten hatte. Nach der Pause präsentierten die einzelnen Ensembles des Abends weitere Arrangements. Das Orchester gab zwei Repertoire-Stücke, den „Pink Panther“ und das „Fluch der Karibik“-Medley sowie die neu einstudierte „Forrest Gump Suite“ (mit einem herrlichen Piccolo-Solo von Anika Groß).
Krohn und Schwarz führten neben dem „Popsong“ für zwei Marimbas eine sinnenverwirrende Improvisation „African River“ auf zwei originalen westafrikanischen Marimbas aus Holz, Bambus und Kalebassen vor und nutzten dabei ihre Instrumente von außen und innen. „Quintessenz“ gestaltete aus seinem reichen Repertoire in Gudrun Hinzes Arrangement betörend schön fünf Sätze aus Saint-Saëns’ „Karneval der Tiere“ und engagiert drei lateinamerikanische Tänze unterschiedlichen Charakters.
Den Abschluss bildete, einstudiert von Andreas Schwarz, Billy Joels „Root Beer Rag“ im Arrangement von Tobias Lempfer, als Konzert für Marimba und Flötenorchester.
Dem stürmischen Beifall folgte der Dank, den Jan Mons an die Mitglieder des Fanklubs der Spielleute richtete, die diese Großveranstaltung durch ihren Einsatz erst ermöglicht hatten. Und natürlich dankte er den auswärtigen Gästen dafür, dass sie den Weg aus den Hauptstädten Europas ins kleine Neuenhaus gefunden hätten, um hier junge Schüler musikalisch weiterzubilden. Gudrun Hinze erwiderte den Dank und beglückwünschte die Spielleute zu ihrem so erfolgreichen Weg. Mit einem fetzigen „Stars and Stripes forever“ aller Mitwirkenden wurde das begeisterte Publikum entlassen.